Scheckzucht

Nur mit Sorgfalt und Verstand!


Eine Weißzucht ist laut Zuchtordnung ausdrücklich untersagt.

 

Dass aber auch eine Zucht mit Weißschecken - die laut Zuchtordnung erlaubt ist - problematisch sein kann, ist in informierten Züchterkreisen bekannt. Schon sehr lange wird die sensorineurale Taubheit in direkten Zusammenhang mit weißen oder weiß-gefleckten Hunden gebracht.

 

Die Taubheit resultiert aus dem Fehlen von Melanozyten in der Gehörschnecke, wo sie an der Versorgung der Haarzellen beteiligt sind. Dabei entsteht die Weißscheckung durch eine unterdrückte Auswanderung der Pigmentzellen in die Haut währen des Embryonal- und Fetalstadiums. Auch im Innenohr befinden sich Pigmentzellen, die für die Schallweiterleitung wichtig sind.

 

Einen Test, der das mit der Scheckung verbundene Defektgen lokalisieren kann, gibt es bislang allerdings noch nicht.

Nicht jeder weißgescheckte Hund ist taub, der Prozentsatz variiert jedoch nach Rasse und Ausmaß der Pigmentierung. Allerdings nimmt das Vorkommen von Taubheit bei Hunden aller Rassen proportional mit dem Weißanteil im Fell zu wobei besonders der Weißanteil im Kopfbereich bedeutsam ist! Besonders problematisch scheint eine Weißfärbung um die Ohren zu sein.

 

Vor diesem Hintergrund schreiben die Zuchtstandards bei verschiedenen Rassen vor, dass die Fellfarbe im Bereich um die Augen und Ohren überwiegend von anderen Farben als weiß beherrscht sein soll. Mit anderen Worten: Ein Zucht-standard, der eine solche Vorgabe erstellt, hat tatsächlich nicht optische sondern gesundheitliche Aspekte in den Focus gerückt und ist ausdrücklich zu begrüßen! Da der Standard unseres Retromopses bei allen Tieren - und dazu gehören auch Schecken, da diese vom Typus immer die jeweilige Grundfarbe (und dazu gehört die Maske) tragen - STETS eine Maske mit möglichst dunklen Ohren vorschreibt, bedurfte es eines solchen "Schutzes" innerhalb unserer Zuchtordnung icht. 

 

 

Nochmals ein paar Ausführungen zur vorgeschriebenen Maske bei unseren Hunden: Wie die Fellfarbe wird wird auch das Vorhandensein einer Maske genetisch bestimmt und in der Farbgenetik mit "EM" bezeichnet. Dabei steht das "M" für Maske.  

 

Eine Maske besitzt stets die Grundfarbe des Hundes, kann allersings unterschiedlich intensiv und weitflächig ausgebreitet sein. Erwünscht ist in der Zucht eine möglichst dunkle Maske, d.h. ein starkes Pigment um den Bereich des Fangs, möglichst die Augenpartie mit einbeziehend sowie dunkle Ohren. Eine kleine weiße Blesse, ein weißes Kinn oder ähnliche Abzeichen im Bereich der Maske sind erlaubt und finden ihre Ursache in der Einzucht des Parson Russell oder auch des Beagle. Auch wenn es mitunter Welpen mit schwachem Pigment, d.h. schwach ausgebildeter, eher dezenter Maske und hellen Ohren - in der Zucht eher nicht erwünscht, aber in niedrigeren F-Generationen aufgrund des größeren Fremdblutanteils nicht vermeidbar und deshalb tolerabel  - gibt, so ist doch allen Hunden die genetischen Fixierung der Maske gleich. 

 

Ein Gentest kann im Zweifel Aufschluss darüber geben, ob der Hund am E-Lokus eine oder zwei Kopien des Schwarzmasken-allels EM trägt. Heterozygote Tiere können Nachkommen mit oder ohne Maske haben, homozygote Tiere bei denen das Gen in zwei Kopien vorliegt, haben ausschließlich Nachkommen mit Maske. Erwünscht in der Zucht sind daher homozygote Maskenträger, da anderenfalls die reale Gefahr des "Verlustes" der rassetypischen Maske - gerade durch die Einzucht der Fremdrasse -  in den Folgegenerationen besteht. 

 

 

 

 

Das "Ticking"

Tüpfelung mit Nebenwirkung?


Laut Farbstandard ist beim Retromops das sogenannte "Ticking" - eine Tüpfelung des Fells vornehmlich an den Gliedmaßen und im Kopfbereich von Schecken zu finden - erlaubt. Die Tüpfelung ist ein Erbe des Parson Russell und auch hier ist der Züchter in die Verantwortung genommen. 

 

So kommt es bei den ebenfalls getüpfelten Dalmatinern neben der sensorineurale Taubheit zusätzlich zu einem Defekt im Urinmetabolismus, der veranlasst, dass Harnsäure anstelle von Allantoin ausgeschieden wird (Hyperurikosurie). Harnsäure kann zur Bildung von Blasensteinen führen. Seit 2019 ist ein Gentest auf Hyperurikourie im Rahmen der Zuchtzulassung von Weißschecken mit ausgedehnter Tüpfelung Plicht.

 

Hyperurikosurie ist eine sich autosomal rezessiv vererbende Krankheit. Das bedeutet, dass sich die Krankheit nur bei Hunden, die diese Mutation von beiden Elternteilen erhalten haben, zeigt. Tiere mit nur einem mutierten Allel sind Träger der Krankheit und vererben sie weiter ohne selbst klinische Symptome zu zeigen.

 

Studien zufolge scheinen alle Dalmatiner von Hyperurikosurie betroffen; d.h. alle Hunde dieser Rasse haben Mutation in beiden Allelen des SLC2A9 Gens. Man vermutet einen kausalen Zusammenhang mit der  Tüpfelung des Haarkleides, dessen auffällige Musterung offensichtlich durch eine Kom-bination von mindestens drei verschiedenen Mutationen hervorgerufen wird:

 

1. Mutation für weißes Fell (MITF Gen, Karlsson et al. 2007),

 

2. dominante Mutation im für die Tüpfelung verantwortlichen Lokus T (Little 1957),

 

3. Mutation, die die Größe der Tüpfelung beeinflusst - durch diese Mutation wird vermutlich die für die Entwicklung von Hyperurikosurie verantwortliche Mutation getrennt (Schaible 1976).

 

Da die gleiche Mutation wurde auch beim Parson Russell Terrier entdeckt wurde, empfiehlt der Züchterkreis seinen Züchtern einen entsprechenden Gentest bei den Welpen durchzuführen, die eine Tüpfelung zeigen.

 

Zusätzlich zu beachten: MITF (Mikrophthalmie-assoziierter Transkriptionsfaktor) ist ein Protein , das vom MITF-Gen, welches für die weiße Farbe mitverantwortlich ist, kodiert wird. Übersetzt heißt das, dass das betreffende Gen die Information für das Protein trägt. Mutationen des MITF-Gens können zu verschiedenen Formen des Leuzismus und der Scheckung führen. Wichtig zu wissen: Außerdem können Fehlbildungen der Augen auf - ähnlich wie wir sie bei dem Merle-Gen kennen. Das Ausmaß der Schädigung bei dem einzelnen Hund scheint sich allerdings im Vergleich zum Merle-Defekt moderater zu zeigen.

 

 

Erwünschte dunkle Maske beim Piebald Welpen und empfohlene großflächige Verteilung der Grundfarbe im Bereich des Körpers

(Freddy vom Alten Gestüt)   

 

 

Vorsicht ist allerdings bei Hunden geboten, die keine Maske tragen. Sie entsprechen aus den vorgenannten guten Gründen NICHT dem unserem Standard. Tiere mit derartigen Pigmentierungsdefekten erhalten folgerichtig grund-sätzlich KEINE  Zuchtzulassung innerhalb unserer Zuchtgemeinschaft! 

 

Einziges verlässliches Instrument die sensorineurale Taubheit zuverlässig zu diagnostizieren ist die Hirnstamm-Audiometrie (brainstem auditory evoked potentials, BAEP). Für den Test müssen die Hunde sediert werden. Anschließend werden feine Nadelelektroden unter die Haut an der Schädeloberfläche geschoben und mittels Kopfhörern und Ohrenstöpseln werden etwa 500 Laute in der gewünschten Lautstärke abgespielt. Ein Computer filtert die entstehenden Potentiale, bestimmt den Mittelwert und zeigt zum Schluss das Audiogramm auf.

 

Der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) schreibt diese Untersuchung zwingend bei den Dalmatinern vor. Mittlerweile wurde diese Untersuchungspflicht aus gegebenem Anlass auch auf den Parson Russell ausgedehnt.

 

Verschiedene Studien mit unterschiedlich großen Gruppen von untersuchten Parson Russell lassen auf eine statistische Betroffenheit von etwa 14 % (+/-) schließen, wobei auch hier erwartungsgemäß Extremschecken deutlich häufiger betroffen sind, insbesondere dann, wenn sie im Kopfbereich vorwiegend weiß sind.

 

Unsere Zuchtordnung schreibt bislang keinen Audiometrietest verbindlich vor, aus Sicht unserer Zuchtgemeinschaft wird eine solche Untersuchung jedoch bei allen Welpen, die eine Extremscheckung aufweisen, d.h. in deren Fellfarbe der Weißanteil gegenüber der Grundfarbe deutlich überwiegt, dringend empfohlen. Insgesamt empfehlen wir, bei einer Scheckzucht darauf zu achten, dass die Zuchttiere möglichst großflächige Bereiche ihrer Grundfarbe und nicht übermäßig viel weiß  in ihrer Scheckung zeigen.  

 

 

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